Zur Geschichte des Stiegelplatzes

Gänsehirt am Stiegelplatz

Der Stiegelplatz in Münchingen -

ein wichtiger Bereich im alten Dorf

 

Woher hat der Stiegelplatz seinen Namen?

Von der Wette fand das ausfließende Wasser seinen Weg im Dorfbach entlang der Grabenstrasse (jetzt Stuttgarterstr.) zum Stiegelplatz – und dann weiter vom Wiesenwegle (jetzt Christophstr.) zum Reuschelbach. Am Stiegelplatz befand sich ein Steg (Stiegel) über den Bach, der dem Platz seinen Namen gab.

Wichtig war dieser Steg nicht nur zu den außerhalb liegenden Gemüsegärten, sondern auch für den täglichen Weg des Gänsehirts. Der Gänsehirt lief (bis Anfang des 20. Jahrh.)  morgens mit seiner kleinen Pfeife durch die Gassen und alle Gänse zogen hinter ihm her. Anschließend brachte er die Gänse in den umzäunten Gänsegarten am Bach. (Spielplatz Ecke Pflugfelder Str./ Eisenbahnstr.) Am Abend wurden die Gänse von ihm wieder abgeholt – und jede Gans fand wieder ihren eigenen Stall. So dumm waren „die dummen Gänse“ also gar nicht.

Über die Aufgabe des Gänsehirts geht die Sage, wenn ein Bub in der Schule „zu den Letzten“ gehört hat, habe man gesagt: „zum Gänsehirt langt`s emmer no“. Wie wichtig aber der Gänsehirt war, lässt sich daran ermessen, dass am Stiegelplatz mit einer Bronceplastik von Karl-Ulrich Nuss im Jahr 1987 dem Gänsehirt ein würdiges Denkmal gesetzt wurde.

Am Stiegelplatz war das Esslinger Tor, eines der 4 vorhandenen Tore. Zusammen mit dem Dorfgraben, gab es einen Holzzaun um das gesamte Dorf. Diese Anlage wurde auch Etter genannt. Außerhalb etters durfte nicht gebaut werden, bis sich der Ort im 18. Jahrh. in mehrere Richtungen erweitert hat.

Die wichtigste überörtliche Verbindung war der Esslinger Weg, eine gerade Straße, die beim jetzigen Neuwirtshaus in die alte Römerstraße nach Esslingen mündete. Das Esslinger Tor war für die Dorfbewohner „das Tor in die weite Welt“.

 

Auch Ortsgeschichte ist Teil unserer Kulturgeschichte.

 

Autor: Ewald Gaukel, 2021